Pressestimmen zu "Lieb sein"



Hegenscheidt hat ein Kammerstück für drei Personen inszeniert, ein Stück über die Möglichkeiten und Wirklichkeiten der Kommunikation beim ersten Kennenlernen oder in der Beziehung. (…) Die ersten Aktionen finden im völligen Bühnen-Dunkel statt, wir hören lediglich, dass da etwas geschieht. Wir hören Füßetrappeln, Stühlerücken, leises Sprechen – im Kopf entstehen Bilder – was mag da wohl los sein, geht einem als Frage durch den Kopf. Wenn dann das Licht angeht, sehen wir einen Mann und eine Frau, die sich auf zwei Stühlen gegenüber sitzen und die miteinander reden, ohne zu sprechen – heißt: wir sehen sie gestikulieren. Sie reichen sich die Hände, klopfen sich auf die Schenkel, wischen sich über das Gesicht, reißen die Münder auf und die Oberkörper nach hinten, als würden sie von einem heftigen Lachen durchgeschüttelt – wir sehen also mehrfach wiederholte Sequenzen körpersprachlicher Aktionen. Irgendwann beginnen die beiden zu eben diesen Bewegungen zu sprechen und wir erfahren, dass sie sich gerade kennenlernen, einen Smalltalk führen über Namen und Herkunft – die Bewegungen bekommen also nun einen sprachlichen Kontext und es ergibt sich ein völlig anderes Bild: Verlegenheit ist hier im Spiel, Missgeschick und Missverständnis und Gute-Laune-Hysterie. (…) Die beiden Schauspieler Niels Bormann und Chris Daftsios und die Tänzerin Angharad Davies machen das exzellent.

Frank Schmid, kulturradio August 2009



In Hanna Hegenscheidts Trio geht es (…) um Selbstvergewisserung in der Begegnung mit dem Gegenüber. Ansprechpartner bei Hegenscheidts Kommunikationsexperimenten sind zwei Männer und eine Frau. Die Choreografin untersucht, wie sich die Anwesenheit von Angharad Davies auf das Verhalten von Chris Daftsios und Ingo Tomi auswirkt. Der blonde Große und der kleine Sexprotz plustern sich auf, spielen Theater und rivalisieren miteinander in absurden Sprechakten à la Ionesco. (…) Beide Stücke des Doppeltanzabends in der Kampnagelfabrik kennzeichnen inhaltlich die Momente und mehr oder weniger lustigen Züge von zwanghaftem Verhalten.

Klaus Witzeling, Kultiversum, April 2010